DRESDNER Interviews / O-ton!

Der Maler mit dem Weichzeichner
Im Porträt: Danny Linwerk

Danny Linwerk (*1977 in Elsterwerda) ist ein Dresdner Künstler, dessen Kunstausbreitung vielfältiger ist, als mancher vielleicht weiß. Das liegt zum einen an den verschiedenen Kunstformen, in denen er sich bereits ausdrückte, und, wenn man so will, an den verschiedenen Lautstärken, in denen sich seine Kunst uns mitteilt. So spielte er bereits Gitarre in Surf- und Garagepunkbands, betrieb ein kleines Musiklabel, malte und designte unzählige Plattencover der internationalen Garage, Surf- und Punkrockszene und produzierte für bekannte Bands wie etwa Calexico, Misfits und Archie Bronson Outfit Siebdruck-Tour-Plakate. Damit nicht genug, brachte er als Mitherausgeber auch noch das »Low«-Kunstmagazin heraus. Seit ein paar Jahren konzentriert sich Danny Linwerk nun ganz auf sein eigenes malerisches Werk. Bei einem derart vielseitigen künstlerischen Werdegang war es an der Zeit, dass DRESDNER-Autor René Seim dem Künstler ein paar Fragen stellte.

Man könnte meinen, du bist an der richtigen Stelle deines künsterischen Schaffens angekommen. Ist dem so?

Danny Linwerk: Ich glaube, für mich bietet die Malerei die größtmögliche Freiheit zum Ausdruck. Die konkrete viereckige Form des Bildes und die flache Oberfläche der Leinwand sind überschaubare Begrenzungen, in denen so viel passieren kann, das nach außen wirken möchte. Die Malerei ist in vielen Punkten vergleichbar mit Musik oder Literatur, und dort im Speziellen mit Poesie: Das Komponieren, die Suche nach einem Sound, die Rhythmik und das freie Assoziieren und Dichten, das alles kann ich mit einfachen Mitteln in der Malerei ausleben. Es hat halt eine kleine Weile gedauert, um mein passendes Mittel zum Ausdruck zu finden.

Deine Werke wirken meist nicht, als ob du den Betrachter vor den Kopf stoßen möchtest. Häufig blickt man in eine meist bonbonfarbene Cartoonwelt und spürt dabei trotzdem das Glück und Zaudern, den Rausch und die Einsamkeit. Verfolgst du mit deiner Kunst eine Mission?

Danny Linwerk: Wenn es eine Mission gibt, dann ganz subjektiver Natur. Wichtig für mich ist, ehrlich und aufrichtig gegenüber mir selbst zu sein und ohne Tricks und doppelten Boden zu arbeiten. Auch eine gewisse Naivität zuzulassen gehört dazu. Ja, meine Bilder tragen oft eine Portion Blues in sich. Im Prinzip sind sie wie ein Abklatsch des Lebens, in dem man immer wieder aufs Neue versucht, das Chaos zu präzisieren, Ordnung zu schaffen und Licht und Schatten zu harmonisieren. Die Leichtigkeit wird doch erst richtig spürbar, wenn man auch die Schwere kennt. Vielleicht ist zum Beispiel jedes leuchtende Rosa in einer bluesigen Blaukomposition ein Angebot eines utopischenTrostbonbons. Meine Mission ist vielleicht weniger in dem zu finden, was ich male, sondern – ganz im abstrakten Sinn – in dem, wie ich es male, mit dem Versuch eine Utopie aus der Farbigkeit herausklingen zu lassen.

Wie merkst du denn, dass sich bei dir ein Motiv aufdrängt oder anstaut, gemalt werden zu wollen?

Danny Linwerk: Meine Bildwelt ist weniger Ergebnis von Überlegungen, sondern im wörtlichen Sinn von Einfällen, die sich natürlich trotzdem irgendwie aus den Dingen und Ereignissen in meinem alltäglichen Leben rekrutieren. Das merke ich aber auch oft erst später, wenn das Bild schon fertig ist. Wenn so ein Einfall mir gedanklich nachhängt, wird es schon mal spannend. Richtig interessant wird es dann, wenn Skizzen und Zeichnungen einen offenen Kompositions- und Malprozess versprechen.

Was hat sich für dich konkret durch die anhaltende Corona-Situation verändert?

Danny Linwerk: Der große Einschlag durch die Corona-Pandemie ist bei mir bisher überraschender Weise ausgeblieben. Sie hat kaum einen spürbaren Einfluss auf mein Tun als Maler genommen. Sicher, die potenziellen Ausstellungsmöglichkeiten gab es nicht. Aber damit war ich auch in Nicht-Corona-Zeiten nicht gerade überhäuft worden. Schlecht traf es allerdings meine Zeit als Meisterschüler der HfBK Dresden, denn meine zwei Meisterschülerjahre fallen genau in die Pandemiezeit. So ist es fast nicht möglich, Kurse in Werkstätten zu belegen oder andere Vorzüge wahrzunehmen.

Wie siehst du allgemein die Situation für Künstler in Dresden? Auch dein Atelier war vor kurzem durch die Aufkündigung der Proberäume an der Wetterwarte 60 von der Schließung betroffen …?

Danny Linwerk: Es ist schon schade, dass eine Stadt mit einem Willen in der Jetztzeit als modern zu gelten, kaum die künstlerische Basis durch ein günstiges Raumangebot unterstützt, denn man darf nicht vergessen, dass Kunst ein wichtiger Wegbereiter für die Entwicklung einer Gesellschaft sein kann. Kunst, die allein der Wirtschaftlichkeit unterliegt, würde die Gesellschaft sicher kaum voranbringen. Unter diesen Aspekten ist es notwendig, Kreative nicht in Zugzwang der Wirtschaft zu stellen, und deswegen sind finanziell günstige Arbeitsräume essenziell für Künstlerinnen, Künstler und die ganze Gesellschaft. Schließlich soll Ateliermiete auch in finanziell schlechten Zeiten bezahlbar bleiben. Und diese Rahmenbedingungen, die Schutzräume massiv zu schaffen, ist sicher auch Aufgabe der Politik. Bleibt zu hoffen, dass sich die Situation in Zukunft bessern wird und Dresden vielleicht auch mal eine Kulturhauptstadt sein kann.

Vielen Dank für das Gespräch!



Erschienen im Magazin DRESDNER, Ausgabe April 2021
Foto: René Seim


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